Burnout wie weggeblasen
Seit vier Jahrzehnten beschäftigt sich die Arbeitswelt mit dem Mythos Burnout. Mythos, weil wir uns an die Vorstellung gewöhnt haben, Burnout sei eine Krankheit. Eine genaue Defintion gibt es aber nicht.
Burnout ist in Wirklichkeit ein bedeutsamer Faktor, der die „psychosomatischen Wellen“ höher schlagen lässt. Vielmehr sind es viele Einflussfaktoren, wie z. B. das Fehlen von Freiheit im Hinblick auf Zeit. Die Einflussfaktoren erzeugen Ermüdung, Erschöpfung bis hin zur schweren Erkrankung. Sobald es um Krankheit geht, gehört es in die Hände von Medizinern, Psychologen und Heilpraktikern. Netzwerke, XING-Gruppen u. ä. werden gegründet und erforschen die Einflussfaktoren. Eine Lehre rund um den Mythos entsteht. In meiner Coaching-Branche verschreiben sich Kollegen dem Thema und entwickeln sinnhafte Angebote. Doch die Einflussfaktoren scheinen unverändert zu wirken. Hat sich an den Fallzahlen etwas geändert?
In dem Corona-Jahr ist es still geworden um das Burnout, so mein Eindruck. Kaum noch lese ich als Anbieter von Auszeiten etwas zum Burnout. Täuscht mein Eindruck? Hat das Corona-Virus das Burnout weggeblasen? Hat die Seuche einen positiven Effekt auf das Ausbrennen? Das ist natürlich eine unhaltbare These. Die Kollateralschäden der Seuche erzeugen ebenso „psychosomatische Wellen“ und die Gesundheitsexperten schlagen nicht weniger Alarm. Viele Berufstätige mit Burnout leiden sicher im Stillen weiter, während die Medien im Moment nur noch ein Thema kennen. Wir fahren auf Sicht, heißt es. Sowohl im Gesundheitswesen wie in der Arbeitswelt.
Und doch fallen mir in den Corona-Monaten zwei positive Aspekte auf. Sie sind für mich Einflussfaktoren und haben viel mit der „inneren Freiheit“ zu tun:
- Arbeiten im Home-Office fühlt sich für einige frei an und man spricht von einer „gefühlten Auszeit“.
- Frei gestaltete Zeit fördert das Bewusstsein. Das Erkennen der „Boreout-Falle“ wird möglich.
Gefühlte Auszeit!
Arbeit im Home-Office und Auszeiten sind kein Freizeit. Aber sie fühlen sich befreit an. Auszeiten sind Zeiten, in denen wir durchaus aktiv arbeiten. Eine Auszeit dient dazu, einen Abstand zu den bisherigen Routinen des Alltags zu gewinnen. Eine Auszeit gewinnt an heilender Qualität, wenn sie mit Besinnung, Bewegung und Begegnung verbunden wird. So berichtet mir kürzlich ein angestellter Projektmanager nach einigen Monaten Home-Office: „Schon nach zwei Monaten im Home-Office war der Corona-Schock weg. Meine Arbeit im Home-Office wird genauso gut verrichtet wie vorher. Mehr noch: Ich leiste in Teilen bessere Arbeit, weil ich innerlich zufriedener geworden bin. Es fühlt sich wie eine Auszeit an. Auszeit, weil ich jetzt mehr Freiräume habe und meine Zeit dazu nutze, etwas über mich und mein Leben nachzudenken. Ich gehe jeden Tag mit meinem Hund über eine Stunde in der Mittagspause spazieren. Ich führe ein Tagebuch, entwickle Ideen, organisiere meine Arbeit eigenverantwortlicher und fühle mehr Zuversicht als zuvor. Online-Veranstaltungen wie die Ihrer XING-Gruppe Work-Life-Sense haben mir dabei geholfen.“
Boreout-Falle
Während einer Auszeit erkennen einige, die wegen der Symptome in Behandlung sind, dass die klassischen Einflussfaktoren eines Burnouts bei ihnen nicht vorliegen. Die Ursachen für das Ausbrennen werden durch den Abstand bewusster wahrgenommen. Der Projektmanager berichtet: „Ich bin ein gefragter Mann in meinem Konzern. Mein Unternehmen zahlt gut und von den Vorgesetzten werde ich wertschätzend behandelt. Vor Ort am Arbeitsplatz gehört es zur Kultur, sich als gestresst zu geben. In Wirklichkeit aber interessiert mich weder das Produkt, das mein Arbeitgeber herstellt noch meine Funktion. Mein Herz ist an der Aufgabe nicht beteiligt und vor Ort in meinem Büro langweilen mich die Inhalte. Jetzt in der aufgeregten Situation auf den Arbeitsmärkten halte ich lieber meine Füße still. Doch die Bereitschaft zur inneren Auseinandersetzung und Suche nach etwas, was mich ausfüllt, ist jetzt gegeben. Das Problem ist nach wie vor nicht gelöst. Diese Zeit schenkt mir die Chance, mich den Einflussfaktoren meiner Unzufriedenheit zu stellen.“
Berufliche Neuorientierung im Kloster
Wir allen hoffen, dass wir im Sommer ´21 wieder zur „Normalität zurückfinden“. Zu einem glücklichen Beruf gehört ein unbeschwerter Umgang mit Kunden und Kollegen. Aber wollen wir wirklich das (Berufs)Leben fortsetzen, was wir vorher hatten? Oder wünschen Sie sich ein berufliche Neuorientierung? Wollen wir in die alten Fallen tappen oder hat uns die Zeit mit dem Virus zu einem bewussteren Umgang mit unserer Seele geführt? Der Projektmanager beschreibt es auf seine Weise: „Ich habe das Ziel, ein XING-Netzwerktreffen im Kloster live zu besuchen und mit anderen über eine sinnstiftende Neuausrichtung zu sprechen. Es braucht Zeiten des Rückzugs und des freien Dialogs mit anderen Berufstätigen.“
Fazit
In meiner Arbeit ganzheitlicher Berufscoach ermutige ich Fach- und Führungskräfte sowie Selbstständige auf andere Weise über die Ursachen Ihres Burnouts zu reflektieren. Klosterauszeiten können helfen, ein Neuorientierung vorzunehmen. Damit stelle ich das Burnout als großes Thema unserer Zeit nicht in Frage. Ganz im Gegenteil: Ein Klinikaufenthalt oder eine längere Psychotherapie sind oftmals Voraussetzung für den Erfolg einer gestalteten Auszeit. Dennoch kommen viele schnell wieder in ihr altes Fahrwasser, wenn sie sich den Einflussfaktoren nicht stellen. Wenn Sie nicht erkennen, welche Einflussfaktoren wirklich wirksam sind. Hierzu lesen Sie mehr in meinen Büchern oder Artikeln. Oder Sie beschäftigen sich gezielt mit der Liebe zur Ihrem Tun. Denn nur ein Beruf, den Sie zu tun lieben, kann auch das Brennen in Ihnen auf Dauer erhalten. Meine Angebote im Kloster sind somit eine Möglichkeit, diesen Einflussfaktoren auf die Spur zu kommen.
Auszeit im Kloster, berufliche Neuorientierung, Burnout, Klosterauszeit